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Ein Leben ohne iPad – muss das sein?

Längst hat sich bei mir ein rechter Zoo an Endgeräten angesammelt, die mir das Leben schöner und einfacher machen, zumindest in den gefühlt immer selteneren Pausen zwischen Betriebssystem- oder Software-Updates und dem fröhlichen Dauer-Patching zur Vermeidung der neuesten Sicherheitslücken. Zu den Zooinsassen zählen nicht nur der Schneeleopard und der Löwe aus dem Hause Apple, sondern auch eine Reihe weiterer Betriebssystemgeschöpfe: vom aus zoologischer Sicht spröde benannten Windows 7 bis hin zur Smartphone-Plattform Android und dem nicht ganz so smarten Symbian. In einer dunklen Ecke harrt sogar noch ein treues Windows-XP-Notebook aus und reminisziert über die gute alte Zeit, als Microsoft noch der 800-Pfund-Gorilla unter den Betriebssystemen war und Konkurrent Apple nur was für Marketing-Fuzzis und andere Besser- oder Zuvielverdiener.

Der Wettkampf der beiden Konzerne aus Redmond und Cupertino hat sich inzwischen deutlich verschärft. Aber als Zoobesucher, der fröhlich zwischen dem Raubtier- und Gorillagehege pendelt, wandle ich entspannt zwischen den Fronten: Ich erstelle Präsentationen deutlich lieber mit Apples Keynote als mit Microsofts Powerpoint, redigiere Artikel aber bevorzugt unter Microsoft Word, da ich hier alle häufig auftretenden Aktionen in Makros abgebildet habe. Ich hasse das Gefühl latenter Viren- und Trojaneranfälligkeit am Windows-PC (auch wenn Malware – ja, ich weiß – heute meist auf den Browser und dessen Plug-ins abzielt); ebenso hasse ich es aber, dass Mac OS X beim Einlegen einer Musik-CD die Lieder sofort nach iTunes im- und damit in die Apple-Cloud exportieren will.

Ein derzeit sehr beliebtes Tierchen fehlt in meinem Zoo: Das Gehege für mobile Endgeräte unter Apple iOS ist leer. Und dies hat seine Gründe. Das iPhone habe ich bislang weiträumig gemieden, erstens wegen des hohen Preises und zweitens, um nicht als Apple-„Fanboi“ zu erscheinen. Das iPhone ist schick, praktisch, sicher, aber eben auch das heutige Pendant zu jenem Mercedes-Stern aus Zeiten, als Statussymbole noch nicht in die Hosentasche passten.

Auf diesem Bild haben wir kein iPad versteckt.

Auf diesem Bild haben wir kein iPad versteckt.

Zur Verwunderung vieler ist mein Zoo zudem eine iPad-freie Zone. Das allererste iPad habe ich ausgelassen, schon um nicht jeder Sau hinterherzulaufen, die gerade durch den Dorfzoo getrieben wird. Das iPad 2 hingegen habe ich ernsthaft in Erwägung gezogen, da es zu dieser Zeit ein altes Netbook zu ersetzen galt, und da schien mir ein schickes Streichelbrettchen durchaus als Option. Ich musste mir aber schnell eingestehen, dass ich als Journalist einfach eine Tastatur benötige, und iPad plus USB-Tastatur, das wäre wie ein Mercedes-Stern auf einer Dorfzoo-Sau, das geht irgendwie gar nicht.

Das aktuelle iPad (die „3“ im Sinn, darf man aber nicht sagen!) würde mich anlachen als bequemes Hilfsmittel, um mal schnell etwas im bösen Internet nachzuschlagen, oder für den kleinen YouTube-Hunger zwischendurch. Dafür ist das Brettchen schließlich gedacht: um dem Benutzer den langen, weiten, beschwerlichen Weg zum Notebook zu ersparen und insbesondere die Zeit für dessen Hochfahren (obschon heute meist nur aus den Standby).

Doch immer wieder flüstern mir die übrigen Zootiere Argumente gegen ein iPad 3 (ha, jetzt hab’ ich’s doch gesagt!) ins Ohr: Du hast doch uns, was brauchst du noch mehr Hardware, die in zwei Jahren Elektroschrott ist? Die übertreuerten modischen Spielzeuge werden in China unter Bedingungen des dunkelsten Manchester-Liberalismus produziert! Das aktuelle iPad ist so gefertigt, dass es auch garantiert nur unter höchstem Aufwand repariert und recycelt werden kann. Man sollte dem eh schon sehr technikaffinen Nachwuchs nicht unnötig Argumente liefern, noch mehr Zeit am Mobilrechner zu verbringen („Da ist aber das Display viel schärfer, da kann ich viel besser für die Hausaufgaben recherchieren!“).

Vor allem aber bremst ein bedenklicher Punkt meinen Zooerweiterungseifer aus: der Datenschutz. Apple zählt neben Amazon, Facebook, Google und (mit Einschränkungen) Microsoft zu jenen Konzernen, die derzeit mit äußerstem Eifer und enormer Marktmacht am gläsernen Konsumenten arbeiten: Jedes Mucken und Zucken des Benutzers möchte man mitprotokollieren, um ihn möglichst genau zu kennen und diese Kundenkenntnis zu Geld zu machen. Jeder weiß, dass Google mit auf die Suchanfragen und das Surfverhalten abgestimmten Werbebannern Unsummen verdient. Googles Börsenwert wie auch der von Facebook speist sich aus der Kenntnis einer Vielzahl von Benutzerprofilen und der Hoffnung auf wirklich zielgruppengerechte Werbung. Hier gilt: Wenn das Produkt umsonst ist, dann ist der Kunde das Produkt.

Aber für ein Apple-Endgerät viel Geld bezahlen und dann trotzdem zum gläsernen Kunden degradiert werden? Nein, das muss nicht sein. Dieser Käfig bleibt erst mal leer.