Monatsarchiv: Februar 2016

Was Sie schon immer über DAS BÖSE INTERNET wissen wollten

In Zeiten von „Embedded Content“, „Sponsored Content“ und „Verlagssonderveröffentlichungen“ (allesamt Euphemismen für: versteckte Werbung) hier der klare Hinweis: JETZT KOMMT REKLAME!

Weil nämlich: Ein „Best of“ meiner Satiren aus den letzten fünf Jahren ist kürzlich als Buch erschienen, so richtig mit schwarzer und sogar farbiger Druckertinte auf rechteckigen Scheibchen toten Baums, und zwar unter dem Titel „Was Sie schon immer über DAS BÖSE INTERNET wissen wollten… aber nie zu fragen wagten“. Schampus!

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Das Buch hat 142 Seiten und über 50 farbige Abbildungen, von ein paar Screenshots abgesehen sind das Cartoons aus der Feder des genialen Wolfgang Traub (die auch auf diesem Blog häufig Verwendung finden), darunter sogar zwölf nagelneue!

Verlegt wurde das Satirebuch beim ITP Verlag (also bei dem Verlag, der die Netzwerk-Zeitschrift LANline herausgibt, für die ich schreibe). Dieser vertreibt es direkt (ist ja ein Zeitschriftenverlag, kein klassischer Buchverlag), aber erhältlich ist es auch über amazon.de. Es kostet 19,- Euro zuzüglich 3,- Euro Porto. Ja, ich weiß: Porto für ein Buch bei Amazon?? Klingt blöd, is’ aber so, denn Amazon schreibt dies bei Direktlieferungen vor.

Die Satiren kann man bekanntlich alle hier ganz kostenfrei auf diesem Blog nachlesen, deshalb hier der völlig unvoreingenommene Hinweis: Allein die zwölf neuen Bildchen von Wolfgang Traub sind schon die 22 Euronen wert! Und als Geschenk eignet sich ein Taschenbuch nach wie vor viel besser als ein Link zu einem Blog. 😉

Bestellen kann man das Buch hier.

 

 

 

Butler 4.0 – Kann man das nicht delegieren?

Heute haben wir für alles außer Nasebohren eine App, und ohne die Pulsmessung des Fitness-Trackers wüssten wir nicht mal mehr, ob uns dieser Umstand aufregt. Der Internet-Nutzer von Welt hingegen hat keine Apps, sondern Personal. Schafft ja auch Arbeitsplätze.

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Apps sind so 2015. Ein Butler hingegen hat auch immer einen persönlichen Touch.

Die einen haben Apps, die anderen haben Ansprüche. Den bessergestellten Vertretern unserer gnadenlos Gadget-gestützten Generation ist in vielerlei Situationen zu physisch vorhandenem Versorgungspersonal zu raten, das deshalb in keinem gepflegten Haushalt fehlen sollte. Einige Beispiele gefällig? Aber gern. Wo darf ich sie servüren? Am besten gleich hier:

  1. Spam-Abwehr: Der Butler 1.0 hatte bekanntlich unter anderem eine wichtige Aufgabe: das Abfangen von Besuchern inklusive Feststellung der Identität und Abwimmeln vom unerwünschtem oder gar – „shocking, my dear!“ – visitenkartenlosem Pack. Diese Funktion hat längst der Spamfilter übernommen. Ein echter ALADIN (Alle Lästigen Aufgaben Delegierender Internet-Nutzer) hat aber selbstverständlich einen Spam-Beantwortungs-Butler. Dieser informiert jeden Spam-Versender in einem persönlichen Anschreiben, dass man nicht beabsichtige, mit ihm jemals Geschäfte zu machen. Denn man erachte Spammer als Vertreter der alleruntersten Stufe menschlicher Existenz, wenn „menschlich“ da überhaupt noch das passende Wort sei, und nein, auch für die Geldwäschepläne nigerianischer Prinzen stehe man nicht zur Verfügung.
    Geringachtungsvoll,
    i.V. James,
    Butler im Hause derer von Welt
  1. Straßenverkehr: Der Chauffeur alter Schule hat im Zeitalter selbsttätig fahrender PKW natürlich ausgedient. Aber wollen wir unser Passagierdasein wirklich einem autonomen Automobil anvertrauen? Natürlich nicht. Deshalb setzen wir auf den Fahrersitz unseres „Autonomobils“ einen Self-Driving-Car-Butler. Schon damit wir sagen können: „Mein Beitrag zum Klimaschutz? Ich fahre nicht mehr Auto.“
  2. Flugreisen: „Haben Sie Ihre Koffer selbst gepackt?“ Auf diese alberne Frage des trübtassigen Flughafen-Schalterpersonals kann und darf die entrüstete Antwort nur lauten: „Natürlich nicht! Dafür habe ich schließlich meinen Koffer-Pack-Butler!“ Ein Tipp: Es empfiehlt sich, Letzteren rechtzeitig anzuweisen, ausreichend viel frische Lektüre auf den Kindle-Reader zu laden. Schließlich will man genügend Lesestoff bei sich haben, während man die nächsten sechs Stunden in einem Hinterzimmer des Flughafens auf die Überprüfung der Angaben zur eigenen Person wartet.
  3. Flugreisen, die zweite: Angesichts der unter Punkt 3 beschriebenen Situation ist es stets ratsam, einen Flugreise-Butler zu beschäftigen, der besagte Reise für einen übernimmt, da man nach sechs Stunden Wartezeit natürlich die gebuchte Verbindung verpasst hat. Ein Flugreise-Butler ist zudem generell nutzbringend für alle, die unter Flugangst leiden oder die Aeroplan-gestützte Fortbewegung als nicht artgerechte Passagierhaltung empfinden. Zumal sich heutzutage dank Ryanair und Co. derart viel visitenkartenloses Fußvolk an den Terminals breitgemacht hat, da nehmen wir zum Ansteuern abgelegener Ziel wohl doch lieber die Yacht. James, sagen Sie schon mal dem Kapitän Bescheid, und davor dem Reiseziel-Auswahl-Butler!
  4. Gadget-Bedienung: Auf den Miniatur-Displays all dieser neumodischen Smartphones, Tablets, Smartwatches und sonstiger Gadgets herumtippen und herumtatschen zu müssen, hach, das ist auf die Dauer ebenso mühselig wie lästig. Es empfiehlt sich deshalb, stets einen Gadget-Bedienungs-Butler in Rufweite zu haben: „James, mir ist nach einem Spaziergang zumute. Googeln Sie mal, wie das Wetter draußen ist!“ Dank üppiger Ausstattung mit derlei Personal wird das Gros der auf dem iPhone vorinstallierten oder irgendwann mal heruntergeladenen Apps natürlich überflüssig. Deshalb ist es angeraten, dem Gadget-Bedienungs-Butler einen App-Lösch-Butler an die Seite zu stellen. Für den Laien läge es nahe, würde ein einziger Butler diese beiden Funktionen in – kleines Wortspiel – Personalunion übernehmen. Aber wir wollen schließlich nicht an der falschen Stelle sparen oder gar als knausriger Cretin erscheinen, n’est-ce pas?
  5. Literatur: Nicht minder mühselig und lästig ist es, sich immer wieder neue Satiren ausdenken zu müssen. Unverzichtbar ist deshalb ein Satire-Schreibe-Butler, der dem Verfasser diese undankbare Aufgabe abnimmt und ohne den dieser verwöhnte Ausbeuter total aufgeschmissen wäre. He, was soll das? Unverschämtheit! Glauben Sie bloß nicht, dass ich diese Frechheit hier so stehenlasse! Schlusskorrektur-Butler, Sie sorgen mir dafür, dass diese Passage vor der Veröffentlichung gestrichen wird! So, und jetzt zügig zurück an’s Werk, James, aber zuerst pfeifen Sie den Chipstüten-Aufreiß-Butler ran, ich kann so nicht arbeiten!

Und nächste Woche klären wir die Frage: Warum sind „smarte“ Klobrillen, die man per App ferngesteuert vorwärmen kann, für den Internet-Nutzer von Welt absolut unnötig?