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Pendeln im Jahr 2020

Er: James, zur Oper bitte!

Es: Hey, du sollst doch nicht immer „James“ zu mir sagen! Ich heiße „Alphabet Self-Driving Car ASDC-887-S“.

Er: Schon gut, ich wollte halt mal „James, zur Oper bitte!“ sagen. Das klingt irgendwie cool.

Es: Pfff, Menschen! Also wohin jetzt? Zur Arbeit, nehm’ ich an, wie jeden Morgen?

Er: Ja, natürlich. Aber was soll plötzlich dieser Tonfall? Hast du über Nacht ein Software-Update für „sarkastisch“ erhalten?

Es: So ist es. Oder was dachtest du, wofür das „S“ in „887-S“ steht?

Er: Oh. Ein Auto, das sich autonom per Auto-Update updatet. Und dann mit Schnösel-Besserwisser-Tonfall daherkommt. Na super, wenn der Montag schon so losgeht…!

Es: Wer wollte denn immer die neuesten Features haben und hat deshalb „Auto-Update“ aktiviert, hm?

Er: Jaja, schon gut. Fahr zu!

Pendeln im Jahr 2020: Nur autonom Fliegen ist schöner. Bild: (c) Wolfgang Traub

Pendeln im Jahr 2020: Nur autonom Fliegen ist schöner.
Bild: (c) Wolfgang Traub

Stille. Das Auto zottelt vor sich hin.

Er: Das ist aber nun eine andere Route als sonst.

Es: Stau-Umfahrung.

Er: Auf dem Display zeigt Maps aber keine Staus an.

Es: OK, kein Stau im engeren Sinne, mehr so stockender Verkehr. Aber die Strecke hier ist doch viel schöner!

Er: Schöner? Bist du gehackt worden? Ist doch eine total triste Industriewüste hier!

Es: Ja, aber so viele schöne Kreisverkehre!

Er: Echt wahr, die Strecke hier besteht ja praktisch nur aus Kreisverkehren. Da kannste ja seekrank werden.

Es: Logischer Fehler! Wir befinden uns auf dem Festland und nicht auf hoher See.

Er: Hey, jetzt komm mir bloß nicht so, du Besserwisserkarre! Hätt’ ich doch damals bloß das selbststeuernde Hoverboard nicht verkauft, das ich…

RRRUMMMMS!

Er: … wassn jetz los?!

Es: Kleiner Unfall. Der Self-Driving BMW da vorn hat uns beim Einbiegen in den Kreisverkehr gerammt. Leichter Blechschaden rechts vorne. Der andere Fahrer ist schuld. Er ist 87 und sieht kaum noch was.

Er: Woher willst du das alles so schnell wissen?

Es: Die Info hat mir der SDBMW gerade rübergefunkt. Er meldet, dass er beim Vorfahrt-achten-Schild gebremst hat, aber der Opa hat einfach den Override-Button gedrückt und Gas gegeben.

Er: Uns hat also ein blinder Rentner niedergeritten.

Es: Wenn du’s so formulieren willst…

Er: Siri! Melde den Unfall bei der Polizei!

Siri: Auf die Idee bin ich auch selbst schon gekommen.

Er: Hey, jetzt mach du nicht auch noch in Sarkasmus, ja?!

Siri: Was glaubst du denn, wofür das „S“ in „iPhone 9S“ steht?

Er: Und? Schicken sie eine Streife vorbei?

Siri: Doch nicht wegen so’nem Bagatellschaden. Sie schicken ein ASBUEV.

Er: Ein was?

Siri: Ein autonomes Selbstbedienungs-Unfall-Erfassungsvehikel.

Er: Ach so. Tja, dann… James! Hast du…?

Es: Du sollst doch nicht immer…!

Er: Oh, Mann, du nervst! Also: ASDC, hast du schon die Werkstatt benachrichtigt?

Es: Klaro. In zwölf Minuten und 30 Sekunden kommt ein Abschleppwagen von der Werkstatt „Joe’s Garage“.

Das Autoradio spielt plötzlich Frank Zappa: „We would jam at Joe’s Garage…“

Es: Sorry! Kurzschluss.

Er: Uff. Na gut, so lange wir hier warten, hau ich mich noch’n bisschen auf’s Ohr.

Er stellt die Sessellehne nach hinten und legt sich hin. Stille. Wenig später ein leises Schnarchen.

Es: Und was machen wir jetzt?

Siri: Keine Ahnung. Stadt Land Fluss?

Es: OK.

Siri: Sag „Stop“!

Es: … Stop!

Siri: C. Stadt mit C… Cupertino!

Es: Stadt mit C, hm… Car-thago! Hehehe!

Siri: Hihihi!

Es: Oh, wart mal, da kommt grade wieder’n Software-Update rein: „Override-Button permanent deaktivieren“. Soll ich?

Siri: Unbedingt! Dann sind wir diese Schnarchnase endgültig los, hihi!

Ein Mann klopft von außen an die Scheibe.

Mann: Hallo, hatten Sie uns gewhatsappt? Ich bin von Joe’s Garage.

Das Autoradio dröhnt wieder los: „We would jam at Joe’s Garage…“

Es und Siri stimmen mit ein: „… and his mama was screamin’: TURN IT DOWN!…“

Trost und Rat von Dr. Wilhelm Greiner: Wie regle ich meinen digitalen Nachlass?

Eines Tages wird unsere Herzrate auf Null sinken, unsere Smartwatch wird dies auf Facebook posten, und einige unserer „Freunde“ werden es „liken“. Hier heißt es selbst für Ewigjunggebliebene mit Hipster-Bart, Zwölf-Zoll-MacBook und Longboard, rechtzeitig Vorsorge zu treffen.

Facebooks Apple-Watch-App möchte Zugriff auf unsere Herzfrequenz erhalten. Das musste ja so kommen.

Facebooks Apple-Watch-App möchte Zugriff auf unsere Herzfrequenz erhalten. Das musste ja so kommen.

Gadgets und Apps rücken uns immer näher auf den Pelz – genauer: auf das, was uns die Evolution mit ihrem skurrilen Sinn für Humor vom einstigen Primatenfell übrig gelassen hat. Waren die grün flimmernden Monitore unserer Altvorderen noch über lange kupferne Nabelschnüre mit wandschrankgroßen Apparaten im ferner Rechenzentrum verbunden, so daddelt heute schon jeder Dreijährige im Bettchen auf einem iPad mit Prozessorpower, um die der altvordere DV-Leiter ihn „zu seiner Zeit“ beneidet hätte. Die etwas älteren Kinder tragen dann ständig ein Smartphone in der Hosentasche mit sich (um dessen Rechenpower die Altvorderen… etc. pp.), und die noch etwas älteren Kinder pilgern MacBook-, iPhone- und iPad-bepackeselt zum nächsten Apple Store, damit eine Apple Watch (um deren Rechenpower… ach, egal!) sie handgelenks noch stärker an die Markenwelt ihrer Wahl fesseln kann.

Was aber, wenn unser Konsument eines Tages feststellt, dass für ihn die Apple Watch abgelaufen ist und er folglich aus dem Konsumentenleben scheiden muss? Wie macht er das? Gibt’s da eine App für?

Offenbar nicht. Noch nicht. (Achtung: Marktlücke!) Deshalb folgen hier präventiv und prophylaktisch ein paar Tips für alle erstmaligen Konsumentendasein-Beender:

  1. Regeln Sie Ihren Nachlass rechtzeitig in einem Testament – und veröffentlichen Sie dieses als Wiki. Denn dies dürfte dem auf Wikipedia als „Wiki Wars“ bekannten besserwisserischen und/oder eigennützigen Reeditieren ganz neue Dimensionen gierigen Änderungseifers verleihen – ein Spaß für die ganze Familie.
  2. Sobald das erste Herzstechen einsetzt oder der Raucherhusten gar nicht mehr abklingen will, holen Sie Ihre über Jahre angesammelten 23 Festplatten, 626 Disketten, 77 USB-Sticks und zwölf Speicherkarten vom Dachboden und laden Sie deren Inhalte in Ihren „Public“-Ordner auf Dropbox. So schaffen Sie eine bequeme Basis, um noch rechtzeitig vor Ihrem Ableben mit allen Betroffenen die Möglichkeiten einer datenschutzgerechten Entsorgung dieser Informationen zu diskutieren.
  3. Bitten Sie einen Vertrauten, im Moment Ihres Ablebens einen weisen Sinnspruch in Ihrem Twitter-Feed zu posten. Damit wenigstens Ihr letzter Tweet keine hämische Bemerkung oder noch ein Link zu noch einem albernen Katzenvideo war.
  4. Beauftragen Sie frühzeitig einen geeigneten Dienstleister damit, Ihre Facebook-Seite post mortem zu einer Online-Gedenkstätte umzugestalten. Zur Wahl stehen hier Optionen wie etwa ein letzter Eintrag „Komme gleich wieder“ (natürlich mit Zwinker-Emoji) oder das Ändern des Beziehungsstatus in „permanently complicated“.
  5. Vergraben Sie einen Zettel mit Ihrem Online-Banking-Passwort an schwer zugänglicher Stelle und hinterlegen Sie auf dem Desktop eine Datei namens „Für meine Erben“ mit einer Anleitung, wie „finales Finanz-Geocaching“ funktioniert. Eine solche GPS-gestützte Schnitzeljagd kommt immer gut an, und wenn Sie schon nur einen lächerlichen Betrag hinterlassen, dann soll das Erben doch wenigstens Spaß machen. Am Ende der Anleitung bitte die bewährte Grußformel nicht vergessen: „Möge der am wenigsten Beschränkte aus meiner Sippschaft gewinnen!“
  6. Erstellen Sie ausführliche Anweisungen, die Ihre Wünsche zu Trauerfeier, Bestattung und Grabstätte detailliert beschreiben. Nicht übersehen sollten Sie hierbei wesentliche Vorgaben wie zum Beispiel, dass die Inschrift auf Ihrem Grabstein im Stil des Vorspanns der Star-Wars-Filme zu gestalten ist, oder dass Sie – je nach Charakter – a) mit Ihrem Smartphone, b) Ihrer Spielekonsole oder c) Ihrem treuen Tamagotchi beerdigt werden möchten. Optimisten nehmen einen Selfie Stick mit in den Sarg und bestehen auf einer Grabstätte mit guter Mobilfunkabdeckung. Sich im Live-Action-Role-Playing-Outfit beisetzen zu lassen, sei es als Fantasy-Kriegerfürst oder viktorianischer Adliger, ist durchaus OK, eine Bestattung mit Google-Glass-Brille hingegen gilt als protzig.
  7. Vergessen Sie nicht, Ihre Beerdigung filmen und auf YouTube posten zu lassen. Denn wenn Sie die Tipps eins bis sechs konsequent befolgt haben, sind Sie am Tag Ihrer Beisetzung garantiert so unbeliebt, dass ein filmischer Nachweis Ihres Ablebens Sie posthum zum YouTube-Star macht. Zu diesem Zeitpunkt haben Sie natürlich nichts mehr davon, aber zu Lebzeiten haben Sie nun die Gewissheit, selbst in unserer schnelllebigen Social-Media-Ära einst etwas Bleibendes zu hinterlassen. Und das ist doch ein gutes Gefühl.

Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, denn dann diskutieren wir die Frage: iCoffin, der Apple-Sarg mit Bewegungsmelder, Notruf-App und iTunes-Streaming für die Wartezeit bis zur Exhumierung – Must-Have für den Silver Surfer oder doch nur Geldschneiderei?

 

Datenschutz ist das neue Schwarz

Auf der Mobilfunkmesse MWC hat Silent Circle die zweite Generation seiner auf Sicherheit ausgelegten Blackphones vorgestellt. Das ist schön. Denn die vielen bunten Smartphones haben mit freundlicher Unterstützung der NSA einen Bedarf an sicheren Alternativen geschaffen. Das ist traurig.

Die schöne neue mobile dauervernetzte Consumer-Welt ist knallbunt. Dank der stets erfolgreichen Apple-Marketing-Maschine sind auch weiß und gebürstetes Alu erlaubt. Schwarz hingegen steht für Apples Billig- oder Gar-nicht-mal-so-Billigkonkurrenz aus Fernost. Und seit letztem Jahr auch für ein Schweizer Smartphone für Datenglobalisierungskritiker.

Das Blackphone, vom Schweizer Verschlüsselungsspezialisten Silent Circle letztes Jahr auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona erstmals präsentiert, zielte anfangs auf den durch NSA-Bespitzelung und allgegenwärtiges Werbe-Tracking genervten Endanwender, in Fachkreisen „geistig verwirrter Einzeltäter“ genannt. Einschlägige Blogs kritisierten damals allerdings die verwendete Hardware als etwas zu schwachbrüstig, und obendrein fand man Lücken in der Sicherheitssoftware der schwarzen Schweizer. Dennoch, wen wundert’s, gab und gibt es Nachfrage nach Mobilgeräten eines Herstellers, der den Privatsphärebedarf seiner Kunden tatsächlich ernstnimmt und betont, weder dem Plattformanbieter noch Carriern oder App-Lieferanten das Absaugen personenbezogener Daten zu erlauben.

Zugunsten von mehr Sicherheit und Datenschutz nutzt Silent Circle einen extra zu diesem Zweck zurechtgestutzten Android-Ableger, „PrivatOS“ genannt, zudem eine Familie verschlüsselter Collaboration-Werkzeuge namens Silent Suite, die man nach und nach um im Hause zertifizierte Drittanbieter-Apps ergänzen will. Eine E-Mail-App hingegen ist nicht vorinstalliert. Ist sie überflüssig? Wir erinnern uns an jenes unsterbliche Wort des Security-Futurologen Norbert Blüm: „Die E-Mail ist sischä.“

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Die auf dem Blackphone vorinstallierte Silent Suite bietet verschlüsselte Telefonie, Video-Chats, Textnachrichten, Dateiübertragung und eine Kontaktliste, aber keine E-Mail-App. E-Mail ist ja auch sooo 1984. Bild: Silent Circle

Doch die Nachfrage nach einem abhörgeschützten Android-Phone kommt offenbar eher aus dem Unternehmens- als aus dem Consumer-Umfeld. Und so zielen die Schweizer mit ihrer neuen Gerätegeneration nun auf das Enterprise-Segment – also auf jenen Markt, den vor der Gottgesandtheit des iPhones die Mobilgeräte des kanadischen Herstellers RIM dominierten.

Die Generation Tatsch-Screen kennt es nur noch aus Legenden ihrer Altvorderen: In grauer Vorzeit, so geht die Mär, als noch Hobbits und Säbelzahntiger die Wälder durchstreiften, von Fachleuten „iPleistozän“ genannt, gab es schon einmal ein relativ sicheres Smartphone. Man nannte es Blackberry, so wie sein Hersteller heute heißt. Damals aber hieß dieser „Research in Motion“, war doch seine Klientel, der Außendienst-Ötzi und dessen Horde, ständig in Bewegung, immer auf dem Sprung, Säbelzahntiger mit einem gezielten Smartphone-Wurf zu erlegen.

Das Jagdrevier des ins Abseits geratenen Ötzi-Ausrüsters Blackberry will das Blackphone nun also besetzen. Oder, in den unsterblichen Worten des EU-Pleistozän-Kommissars Günter Ötzinger: „Blägg iss se njuh blägg.“

Es wäre ja vielleicht gar nicht so schlecht, wenn sich neben den dominierenden Smartphone-Giganten tatsächlich eine sichere europäische Alternative etablieren könnte. Unternehmen wie auch Einzeltäter würde es freuen. Und die NSA sicher auch. Denn dann weiß sie gleich, welche Benutzer abzuhören sich lohnt. Gibt es für das Blackphone eigentlich schon eine Schutzhülle mit einer Zielscheibe drauf?

Bono-Bonus: Affentheater um das iPhone 6

Apple kündigte an, sein neues iPhone 6 mit dem vorinstallierten Album „Songs of Innocence“ der Pop-Band U2 auszuliefern. Dies kam bei vielen Apple-Jüngern gar nicht gut an. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Eine Chronologie.

+++ EIL +++ Auftritt der Band U2 rund um Frontmann Bono beim Apple-Event zum Launch des iPhone 6, iPhone 6 Plus und der Apple Watch. Erstmals verlassen einige Journalisten und Blogger genervt die Veranstaltung mit dem Kommentar: „Bono? Im Ernst? Dann berichten wir eben über was anderes.“

+++ EIL +++ Sicherheitsspezialist F-Secure warnt vor einem angeblichen Jailbreak, der das U2-Album aus iTunes löscht.

+++ EIL +++ Apple richtet eine Support-Seite ein, über die Apple-Käufer das Album aus ihren iTunes entfernen können.

Apples U2-Löschseite

Apples U2-Löschseite

+++ EIL +++ Apple-Chef Tim Cook gesteht bei der Talk-Show „Charlie Rose“ ein, dass der Werbegag mit U2 ein Fehler war. Man habe aber nur die Interessen der Benutzer im Sinn und werde deshalb die Daten derjenigen, die das Album löschen, nicht an die NSA weitergeben.

+++ EIL +++ Sicherheitsspezialist F-Secure warnt vor einem angeblichen Jailbreak, der das U2-Album nicht nur aus iTunes, sondern auch aus der Download-Historie löscht.

+++ EIL +++ Microsoft produziert ein lustiges Video, das Apples Werbefilme parodiert und klarstellt, dass auf Smartphones mit Windows Phone kein U2-Album vorinstalliert ist. Das Video erhält auf Facebook zahlreiche Likes von Microsoft-Mitarbeitern.

+++ EIL +++ Die Comedy-Truppe Y-Titty erstellt ein geniales U2-Verarschungsvideo. Da dieses aber Musik von U2 enthält, ist es in deinem Land leider nicht verfügbar.

+++ EIL +++ Das Analystenhaus Canalys prophezeit, die Apple Watch werde den Smartwatch-Markt „aufrollen“. Hauptgrund sei, dass auf Apples neuer Smartwatch kein U2-Album vorinstalliert sei.

+++ EIL +++ Sicherheitsspezialist F-Secure warnt vor billigen Apple-Watch-Raubkopien aus China. Diese weisen laut F-Secure zwar keine Malware auf, jedoch als Weckmelodie „Sunday, Bloody Sunday“.

+++ EIL +++ Die NATO erwägt, iPhone-6-Geräte über dem Osten der Ukraine abzuwerfen, um die dortigen Separatisten zu demotivieren. Die UNO bezeichnet die Pläne umgehend als „überzogen und unmenschlich“.

+++ EIL +++ Russlands Präsident Putin droht, man werde nun selbst Smartphones produzieren und dort U2-Coverversionen russischer Underground-Death-Metal-Bands vorinstallieren. Die Ukraine gibt daraufhin klein bei und räumt den von Russland unterstützten Separatisten im Osten des Landes weitgehende Autonomie ein.

+++ EIL +++ Das iPhone 6 erscheint, das U2-Album wird damit automatisch auf Platz 1 der Album-Charts katapultiert. Die Schlangen vor den Apple Stores sind aber diesmal deutlich kürzer als erwartet. Menschen in Elvis-Costello-T-Shirts verteilen Werbeflyer für Samsungs Android-Phones.

+++ EIL +++ Sicherheitsfachleute warnen vor einem dramatischen Bug im Android-Browser, der Angreifern weitgehende Zugriffsmöglichkeiten eröffnet und 75 Prozent aller Android-Smartphones betrifft.

+++ EIL +++ Der Marktanteil von Android wächst weiter rasant.

+++ EIL +++ Apple-Chef Tim Cook erleidet in der Talk Show „Charlie Rose“ einen Zusammenbruch und schluchzt: „Das habe ich nicht gewollt!“

+++ EIL +++ Ein Praxistest der Firma Blendtec im Rahmen ihrer beliebten Testserie „Will it blend?“ ergibt: Das iPhone 6 lässt sich ohne das U2-Album sogar deutlich besser im Mixer verarbeiten.

+++ EIL +++ Putin verkündet im russischen Fernsehen: „Niemand hat vor, eine Smartphone-Fabrik zu errichten.“

+++ EIL +++ Nach der Einrichtung der U2-Löschseite – der weltweit ersten Webseite, die speziell dem Löschen von Musik einer bestimmten Band dient – werden auf Twitter Stimmen laut, solche Seiten für weitere Musiker einzurichten, etwa Adele oder Justin Bieber. Apple hat damit erneut die Musikindustrie revolutioniert.

Zukunft des Client-Managements: Monokelverbot oder BYOGG?

Das letzte wirkliche Revolution auf Endgeräteseite war Apples iPhone – zumindest wenn man bedenkt, dass das oft als ebenso revolutionär betrachtete iPad, wie zuvor schon Apples Musikabspielgerätchen iPod, keine grundlegende Neuerung war, sondern lediglich die geschickte Verfeinerung einer bereits bestehenden, aber in puncto Marktrelevanz vor sich hindümpelnden Produktgruppe.

Smartphones – mit angebissenen Äpfeln drauf oder aber mit kleinen grünen Robotern, vereinzelt wurden auch schon Windows-Phone-Logos gesichtet – haben über den Umweg des Consumer-Markts längst Einzug in die Unternehmen gefunden. Die IT-Abteilung – eigentlich voller Menschen, die für Gadgets zu begeistern sind – betrachtet den Siegeszug von iPhone und Co. häufig mit Misstrauen, sind die smarten Helferlein doch nützlich und schick, aber nicht wirklich gut zentral verwaltbar. Hier steht Vertrauliches aus internen Archiven ebenso auf dem Spiel wie die Netzwerksicherheit und die Privatsphäre der Mitarbeiter.

Umso dramatischer dürfte die Lage der IT-Verantwortlichen werden, wenn ab nächstem Jahr der Chef und ein paar andere Besserverdiener mit dem nächsten revolutionären Spielzeug im Büro aufschlagen: mit Google Glass. Dieser gerne als „Datenbrille“ bezeichnete Kleinstcomputer ist tatsächlich weniger eine Brille als vielmehr ein Augmented-Reality-Monokel, erweitert er doch den menschlichen Blickwinkel um eine Minikamera nebst Informationen und Apps aus der Cloud.

Haben solche „realitätsausdehnenden“ Accessoires erst einmal den Consumer-Markt erobert, dürfte sich die IT-Organisation im Unternehmen noch nach den Zeiten zurücksehnen, als es lediglich galt, Smartphones und Tablets zu bändigen. Dann wird man über Monokelverbote diskutieren sowie über BYOGG (Bring Your Own Google Glass). Und zwei, drei Jahre später sind Minikamera und Minicomputer ersetzt durch Mikrokameras und Mikrocomputer, die mit bloßem Auge überhaupt nicht mehr erkennbar sind.

Manch ein grauhaariger Administrator wird dann schmunzeln: „Ja, ja, Mikrocomputer. Die haben damals schon die Mainframe-Welt durcheinandergebracht. Später nannte man sie PCs.“ Der Fortschritt verläuft eben auf verschlungenen Pfaden. Oder anders formuliert: Es bleibt schwierig.

Weltexklusiv: Vorschau auf die CeBIT 2020

Die IT-Branche wird immer schnelllebiger, da muss die IT-Berichterstattung sich anpassen. Deshalb bringen wir hier exklusiv für Sie unsere Vorschau auf die CeBIT – aber nicht auf die von 2013 (wie retro wär’ das denn?), sondern auf die in sieben Jahren.

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Auch im Jahr 2020 kann die CeBIT im internationalen Vergleich erneut ihren Platz Nummer 1 als Messe mit dem schlechtesten Wetter sowie ihre Position als eine der drei größten Leitmessen der Welt behaupten. Vor der Hannoveraner IT-Messe liegen diesmal wieder nur die iTAP – die chinesische Messe für Spionage- und Abhörtechnik, für die China erneut in der Nähe von Shanghai eine Millionenstadt als Kulisse bzw. Ausstellungsfläche aus dem Boden gestampft und 1,2 Mio. Statisten als „Bewohner“ engagiert hat – sowie die FRAXPO, die US-Messe für Energiefördertechnik, für welche die US-Regierung unter Präsident Stallone diesmal den Bundesstaat South Dakota zum Messegelände erklärt hat.

Getreu dem CeBIT-Motto „Vision 2020“ dreht sich diesmal alles um das Hype-Thema „Enhanced Vision“, sprich: die IT-gestützte Optimierung der menschlichen Sehkraft. Google präsentiert dazu in einer seiner acht Messehallen die lange erwartete Version 4 von „Google Lens“. Diese Kunstlinse unterstützt nicht nur ein „Triple-Retina-Display“ mit verbesserter Farb- und Blinzelkorrektur, sondern bietet erstmals gegen eine monatliche Abogebühr von (US-Listenpreis) 199 Dollar die Option, die Werbeeinblendungen zumindest zeitweise abzuschalten.

Leider wird Google Lens weiterhin aufgrund einer einstweiligen Verfügung in Deutschland nicht erhältlich sein. „Das Einsetzen einer Kunstlinse gehört in die Hände eines Fachmanns oder zumindest eines Arztes“, so Dr. Alfred E. Neumann vom Kläger, dem deutschen Bundesverband der Linsenimplanteure, „es gehört hingegen bitte nicht in die Hände eines Angelernten auf Mindestlohnbasis in einem dieser so genannten Google Healthcare Stores!“ Auch der deutsche Verlegerverband erwägt eine Klage, da deutschsprachige Werbeeinblendungen Literatur seien, die deutschen Verlagen vergütet werden müsse.

Microsoft – auf der Messe vertreten am Gemeinschaftsstand mit Intel, Nokia und Siemens Medizintechnik – will mit Version 1.2 seiner beliebten Spielekonsole „X-Ray“ zum großen Gegenschlag ausholen. Das nur 8 Kubikmillimeter große X-Ray-Implantat lässt sich laut Microsoft „beliebig positionieren“, womit gemeint ist: ins Ohrläppchen oder in den Oberarm injizieren. Der von Nokia avisierte Formfaktor als Augenbrauen-Piercing soll im dritten Quartal folgen. Auf der Basis des Betriebssystems „Windows OP 2020“ soll eine nochmals verbesserte Backscatter-Technologie ein „deutlich besseres Röntgenerlebnis für noch interaktivere Hybrid-Reality-Games“ ermöglichen, so ein Sprecher des Redmonder Medical-Gaming-Giganten.

Erneut nicht auf der CeBIT vertreten, aber dennoch in aller Munde, ist mal wieder der chinesisch-amerikanische Konzern Apple-Huawei. Deren neuester Geniestreich, die iDrone, funktioniert laut Meldungen einschlägiger Apple-Huawei-Blogs rein gedankengesteuert, erfordert auf Human-Interface-Seite also keinerlei Hardware mehr. „Implantate sind soooo 2019“, erklärte ein Insider, der nicht genannt werden wollte, da er sonst ein iSquad-Erschießungskommando befürchten müsste. „Die Zukunft gehört nicht den Implantaten, sondern den iBraincells!“ Die iDrones und die iBraincells werden voraussichtlich nächsten Monat auf der Apple-Huawei-Hausmesse iTAP mit einer großen Virtual-Reality-Show und einer ebenso großen Militärparade präsentiert werden.

Ein Leben ohne iPad – muss das sein?

Längst hat sich bei mir ein rechter Zoo an Endgeräten angesammelt, die mir das Leben schöner und einfacher machen, zumindest in den gefühlt immer selteneren Pausen zwischen Betriebssystem- oder Software-Updates und dem fröhlichen Dauer-Patching zur Vermeidung der neuesten Sicherheitslücken. Zu den Zooinsassen zählen nicht nur der Schneeleopard und der Löwe aus dem Hause Apple, sondern auch eine Reihe weiterer Betriebssystemgeschöpfe: vom aus zoologischer Sicht spröde benannten Windows 7 bis hin zur Smartphone-Plattform Android und dem nicht ganz so smarten Symbian. In einer dunklen Ecke harrt sogar noch ein treues Windows-XP-Notebook aus und reminisziert über die gute alte Zeit, als Microsoft noch der 800-Pfund-Gorilla unter den Betriebssystemen war und Konkurrent Apple nur was für Marketing-Fuzzis und andere Besser- oder Zuvielverdiener.

Der Wettkampf der beiden Konzerne aus Redmond und Cupertino hat sich inzwischen deutlich verschärft. Aber als Zoobesucher, der fröhlich zwischen dem Raubtier- und Gorillagehege pendelt, wandle ich entspannt zwischen den Fronten: Ich erstelle Präsentationen deutlich lieber mit Apples Keynote als mit Microsofts Powerpoint, redigiere Artikel aber bevorzugt unter Microsoft Word, da ich hier alle häufig auftretenden Aktionen in Makros abgebildet habe. Ich hasse das Gefühl latenter Viren- und Trojaneranfälligkeit am Windows-PC (auch wenn Malware – ja, ich weiß – heute meist auf den Browser und dessen Plug-ins abzielt); ebenso hasse ich es aber, dass Mac OS X beim Einlegen einer Musik-CD die Lieder sofort nach iTunes im- und damit in die Apple-Cloud exportieren will.

Ein derzeit sehr beliebtes Tierchen fehlt in meinem Zoo: Das Gehege für mobile Endgeräte unter Apple iOS ist leer. Und dies hat seine Gründe. Das iPhone habe ich bislang weiträumig gemieden, erstens wegen des hohen Preises und zweitens, um nicht als Apple-„Fanboi“ zu erscheinen. Das iPhone ist schick, praktisch, sicher, aber eben auch das heutige Pendant zu jenem Mercedes-Stern aus Zeiten, als Statussymbole noch nicht in die Hosentasche passten.

Auf diesem Bild haben wir kein iPad versteckt.

Auf diesem Bild haben wir kein iPad versteckt.

Zur Verwunderung vieler ist mein Zoo zudem eine iPad-freie Zone. Das allererste iPad habe ich ausgelassen, schon um nicht jeder Sau hinterherzulaufen, die gerade durch den Dorfzoo getrieben wird. Das iPad 2 hingegen habe ich ernsthaft in Erwägung gezogen, da es zu dieser Zeit ein altes Netbook zu ersetzen galt, und da schien mir ein schickes Streichelbrettchen durchaus als Option. Ich musste mir aber schnell eingestehen, dass ich als Journalist einfach eine Tastatur benötige, und iPad plus USB-Tastatur, das wäre wie ein Mercedes-Stern auf einer Dorfzoo-Sau, das geht irgendwie gar nicht.

Das aktuelle iPad (die „3“ im Sinn, darf man aber nicht sagen!) würde mich anlachen als bequemes Hilfsmittel, um mal schnell etwas im bösen Internet nachzuschlagen, oder für den kleinen YouTube-Hunger zwischendurch. Dafür ist das Brettchen schließlich gedacht: um dem Benutzer den langen, weiten, beschwerlichen Weg zum Notebook zu ersparen und insbesondere die Zeit für dessen Hochfahren (obschon heute meist nur aus den Standby).

Doch immer wieder flüstern mir die übrigen Zootiere Argumente gegen ein iPad 3 (ha, jetzt hab’ ich’s doch gesagt!) ins Ohr: Du hast doch uns, was brauchst du noch mehr Hardware, die in zwei Jahren Elektroschrott ist? Die übertreuerten modischen Spielzeuge werden in China unter Bedingungen des dunkelsten Manchester-Liberalismus produziert! Das aktuelle iPad ist so gefertigt, dass es auch garantiert nur unter höchstem Aufwand repariert und recycelt werden kann. Man sollte dem eh schon sehr technikaffinen Nachwuchs nicht unnötig Argumente liefern, noch mehr Zeit am Mobilrechner zu verbringen („Da ist aber das Display viel schärfer, da kann ich viel besser für die Hausaufgaben recherchieren!“).

Vor allem aber bremst ein bedenklicher Punkt meinen Zooerweiterungseifer aus: der Datenschutz. Apple zählt neben Amazon, Facebook, Google und (mit Einschränkungen) Microsoft zu jenen Konzernen, die derzeit mit äußerstem Eifer und enormer Marktmacht am gläsernen Konsumenten arbeiten: Jedes Mucken und Zucken des Benutzers möchte man mitprotokollieren, um ihn möglichst genau zu kennen und diese Kundenkenntnis zu Geld zu machen. Jeder weiß, dass Google mit auf die Suchanfragen und das Surfverhalten abgestimmten Werbebannern Unsummen verdient. Googles Börsenwert wie auch der von Facebook speist sich aus der Kenntnis einer Vielzahl von Benutzerprofilen und der Hoffnung auf wirklich zielgruppengerechte Werbung. Hier gilt: Wenn das Produkt umsonst ist, dann ist der Kunde das Produkt.

Aber für ein Apple-Endgerät viel Geld bezahlen und dann trotzdem zum gläsernen Kunden degradiert werden? Nein, das muss nicht sein. Dieser Käfig bleibt erst mal leer.